Peru
Nevados Urus Este (5420m)- Tocllaraju (bis auf 5150m)
Huascaran Sur (6768m)
Huascaran - Blinde Liebe zu einem Berg
Nach der Ecuadorreise machten wir uns ein halbes Jahr später wieder nach Südamerika auf – dieses Mal nach Peru. Nach einem sehr beeindruckenden Trekking auf dem Camino del Inca nach Machu Picchu und einer Akklimatisationstour auf den Nevado Urus Este (5420m), „verpasste“ ich im Hochlager des Tocllaraju auf 5150m die Gipfelchance für meinen zweiten 6000er. Die Nacht vor dem geplanten Gipfeltag war so stürmisch, dass ich annahm, dass wir auf die Besteigung verzichten müssten, ignorierte daher den Wecker und war erstaunt, dass um 06:00 Uhr doch alle fertig adjustiert abmarschbereit dastanden. Zu spät für uns und Harald und ich blieben im Hochlager zurück. Die Enttäuschung war groß, doch auch die Lektion, die ich gelernt habe.
30.7.1999: Start unserer Huascaran-Besteigung im 3000m hoch gelegenen Musho. Nach 3 Stunden erreichen wir das auf 4200m unter Gletscherschliffplatten gelegene Basislager.
31.7.1999: Über Gletscherschliffplatten erreichen wir den Gletscher und das 5200m hoch gelegene Lager 1 (Gehzeit ca. 5 Stunden).
1.8.1999: Über steile Aufschwünge in 5,5 Stunden ins Lager 2 auf 5900m an der „Garganta“, dem Sattel der Huascaran Norte und Sur verbindet.
2.8.1999: Start zur Gipfeletappe um 06:00 Uhr. Nach der eher flachen Garganta gelangen wir zum Eisbruch. Große Spalten müssen überwunden werden, gewagte Sprünge werden uns abverlangt. Manche Spalten können wir nur überwinden, indem wir uns vorwärts fallen lassen und gleichzeitig unsere Pickel in der gegenüberliegenden, erhöhten Spaltenwand einschlagen. Nach der steilen Spaltenzone verflacht das Gelände wieder. Langgezogene Hügelketten führen zum Gipfelplateau. In 6 Stunden stehen wir am Gipfel des 6768m hohen Huascaran Sur.
Ich stelle fest, dass ich meine Gletscherbrille vergessen habe – eine sehr schmerzhafte Augenentzündung - Schneeblindheit - ist die Folge.
3.8.1999: Eine schreckliche Nacht im Lager 2 auf 5900m ist vorbei. Meine Augen tränen wie verrückt und ich sehe nur mehr einen kleinen,verschwommenen Punkt. Beim Zeltabbau im Sturm bin ich keine große Hilfe. Ich kann bloß halten, was man mir in die Hand drückt. Beim Abstieg ins Lager 1 versuche ich mich an Haralds gelben Schalenbergschuhen zu orientieren und folge beim Überqueren von Spalten Kommandos wie „Mache einen großen Schritt!“, „Springe!“ oder „Springe, so weit du kannst!“. Auch die Gletscherschliffplatten unterhalb von Lager 1 werden zur Herausforderung für mich. Ich kann die kleinen Steinchen, die die Platten bedecken und wie ein Kugellager fungieren nicht sehen und rutsche und schlittere nach unten. Bei der kurzen Kletterstelle oberhalb vom Basislager werden mir die Tritte angesagt. Nach 1700 Höhenmeter und 6 Stunden kann ich mich endlich hinlegen und meine schmerzenden Augen hinter einem Tuch verbergen. Lektion Nummer 2 dieser Reise.
4.8.1999: Meinen Augen geht es bedeutend besser und ich kann auch schon wieder recht gut sehen. Abstieg nach Musho und entsetzte Blicke von neu ankommenden Bergsteigern in mein Gesicht.
Fotos der Bildergalerie:
1/ Machu Picchu (2360m)
2/ Tocllaraju (6030m)
3/ Huascaran Sur - Am Weg zu Lager 2
4/ Huascaran Sur - Am Weg zu Lager 2
5/ Huascaran - Eisdrache
6/ Huascaran - Lager 1 (5200m)
7/ Huascaran - Sonnenuntergang in Lager 1
8/ Huascaran - Lager 2 (5800m)
9/ Huascaran Norte (6652m) und Huascaran Sur (6768m)
10/ Durch den Eisbruch zum Huascaran Gipfel
11/ Huascaran Sur (6768m)
12/ Das mächtige Doppelmassiv des Huascaran ist bereits aus der Ferne zu sehen